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Autor Hellmuth Lange
Titel Blumen wachsen im Himmel
Verlag Minerva-Verlag, Berlin - Hannover
Jahr 1948
Titelbild E. R. Vogenauer
Titelbild 2 Theodor Bayer-Eynck
Nachdrucke
  • 1976: HEYNE SF Classics TB # 3495: "Blumen wachsen im Himmel - Ein klassischer Science-Fiction-Roman" · Ungekürzte Taschenbuchausgabe · Wilhelm Heyne Verlag, München · 156 S. · Cover: Karl Stephan.
  • 1984: "Ozeanische Bibliothek" Ullstein TB # 20448: "Blumen wachsen im Himmel - Roman" · Ungekürzte Ausgabe · Verlag Ullstein, Frankfurt; Berlin; Wien · Herausgegeben und mit einem Nachwort: Herbert W. Franke (S. 154-162) · 162 S. · Cover: Theodor Bayer-Eynck. 
  • Das (c) der Texte und Titelbilder liegt
    bei den Verlagen, Autoren und Künstlern
    Daten zuletzt bearbeitet
    von
    Alfred Beha

    HELLMUTH LANGE  [ *1903 ]

    BLUMEN WACHSEN IM HIMMEL

    Die Sonne ist erloschen. In den Eiswüsten, die die Welt bedecken, leben nur noch wenige Menschen. Sie tragen dicke Schutzanzüge, die einen körperlichen Kontakt unmöglich machen. Als ein Forscher mit primitiven Mitteln Kernenergie freisetzt, entsteht im ewigen Eis eine winzige, warme Oase. Endlich können die Menschen sich ihrer Schutzkleidung entledigen. Doch das, was sie zunächst als Segen empfinden, wird schließlich zum Fluch, der ihren Untergang nur noch beschleunigt. Man hat verlernt miteinander umzugehen und kann den Anblick nackter Körper und Gesichter nicht mehr ertragen.

    Niemand mehr ist imstande, einen menschlichen Gesichtsausdruck zu deuten. Es kommt zum Chaos. Die letzten Menschen kämpfen den letzten Kampf - gegen sich selbst . . .

    Impressum: © 1948 by Minerva-Verlag, Berlin-Hannover · Einbandentwurf: E. R. Vogenauer · Druck: R. Splettstösser, Berlin-Friedenau · (2104) - 5.48 - 7000 - (10252).

    MINERVA-VERLAG · BERLIN-HANNOVER

    [ OA | 1948 | 260 S. | 19 x 11 | HLn: DM 5,75 | Der Vorname des Autors "Hellmuth" ist auf der Titel-Innenseite falsch mit "Hellmut" angegeben ] +

    [ Bloch² # 1854 | Illmer-163 | Serowy # 715-1 (die Heyne-Ausgabe) | dnb+ ]

    Rezensionen / Materialien:

  • Thomas Harbach in: ALIEN CONTACT # 62 (2004):

    "Hellmuth Langes Roman ist wissenschaftlich nicht korrekt, und die Entwicklung eines Atomfeuers aus den primitiven zur Verfügung stehenden Mitteln kann aus wissenschaftlicher Sicht belächelt werden. Im Grunde geht es in dem Roman jedoch um die schonungslose Betrachtung einer abendländischen Kultur, eindringlich erzählt und überraschend zeitlos."

  • Alpers, Fuchs, Hahn (Hg.): Reclams Science Fiction Führer (1982):

    "Das Buch aus dem Jahre 1948 äußert deutliche Zweifel am Nutzen einer allzu gewaltigen technischen Weiterentwicklung und steht besonders der Kernenergie skeptisch gegenüber. Der Autor verurteilt eine technologische Entwicklung, mit der der Mensch nicht Schritt halten kann und die ihn deshalb zwangsläufig zerstören muß . . . Langes Roman gehört zu der Gruppe jener Endzeitvisionen, die insbesondere als Folge des Hiroshima-Schocks zwischen 1945 und den frühen fünfziger Jahren entstanden."

  • Herbert W. Franke: Nachwort in ULLSTEIN OZEANISCHE BIBLIOTHEK # 20448 (1984):

    "Ein ferner Planet, die Sonne im Erlöschen, nur noch als mattroter Ball hängt sie am Himmel. Eine neue Eiszeit bricht an, die letzte. Die Menschen versuchen sich mit wärmeisolierenden Hüllen vor der Kälte zu schützen, doch nur wenige überleben. Sie ziehen sich in tiefgelegene Höhlen zurück, wo ihnen ein letzter Rest von Glut die unabdingbare Wärme liefert. Die Kinder, die dort aufwachsen, kennen keine Pflanzen, keine Tiere. Doch immer noch sind es Menschen mit einem 'Drang nach Schönheit und Rhythmus und Gefüge' - und so decken sie ihren Bedarf an 'den kubischen Gebilden' des mathematischen Schulunterrichts. Blumen aber gehören der Sage an - wenn es noch welche gibt, dann in unerreichbaren Regionen. Und so schrieb ein Kind 'mit ungelenken Buchstaben' an die Wand das Motto der Geschichte 'Blumen wachsen im Himmel'.
    Schon die Wahl des Titels zeigt, daß hier mit einer dichterischen, an Bildern reichen Sprache operiert wird. Friedrich Leiner geht in einem Aufsatz über 'Apokalyptische Zukunftsbilder deutscher Autoren nach 1945' auch auf Hellmuth Langes Antiutopie ein. Er betont den 'gepflegten Stil, der trotz der ungewöhnlichen Schauplätze und Handlungen des Romans die traditionellen Muster gehobenen Unterhaltungsschrifttums nicht verleugnet'. Bemerkenswert, wie der Autor selbst dem Weltuntergang noch Szenen grausiger Schönheit abzugewinnen versteht. Etwa wenn er Wolkenbrüche schildert, deren Wassermassen aber die Erde nicht erreichen und dabei riesige, auf- und niederwallende Dampfschwaden bilden. Oder wenn er die Feuersäule beschreibt, das Zeichen menschlichen Größenwahnsinns, die immer weiter aufsteigt, sich mehr und mehr dehnt - und zuletzt als todverheißender Rauchpilz am Himmel steht: das neue Symbol des Untergangs . . .
    Auch heute, fast vierzig Jahre nach den Tagen von Hiroshima und Nagasaki, sind die Probleme, um die es in Langes Buch geht, nicht gelöst, ganz im Gegenteil: Inzwischen wurden weitaus stärkere Vernichtungswaffen erfunden, sie wurden in Massen produziert und können die Vernichtung der gesamten Erde möglich machen. Bemerkenswert genug, daß 'Blumen wachsen im Himmel' im Laufe der Zeit nicht veraltet ist, sondern an Aktualität noch gewonnen hat."

  • Klaus W. Pietrek in: Franz Rottensteiner / Michael Koseler: "Werkführer durch die utopisch-phantastische Literatur" · Corian Verlag, Meitingen · Lose-Blatt-Sammlung · 4. Erg. Lfg. 1990:

    "Mit BLUMEN WACHSEN IM HIMMEL hat Hellmuth Lange einen stilistisch recht ausgefeilten und prägnant-eindringlichen Roman geschrieben, der unverhüllt seine Warnung vor menschlicher Hybris ausspricht."

  • Franz Rottensteiner in: QUARBER MERKUR # 45 (1976, Seite 72).

    Zur Geschichte des Buches schreibt Herbert W. Franke:

  • "Obwohl Hellmuth Lange mit seinem ersten Buch mit dem Titel DIE STADT UNTERM MEERESGRUND, 1947, erfreulichen Erfolg hatte, wurde es weges des damals bestehenden Papiermangels nicht wieder aufgelegt.
    Die Zustimmung der Leser gab dem Verfasser Mut, die Form eines Zukunftsromans auch für seine nächste Arbeit zu wählen, den hier vorliegenden Roman BLUMEN WACHSEN IM HIMMEL. Auch in der Geschichte des Buches spiegeln sich die Verhältnisse der Nachkriegsjahre. Es erschien 1948 erstmalig im Minverva-Verlag, Berlin, der von der britischen Militärregierung gegründet worden war. Leiter war der Zypriote Sinus Sinodoru, 'eine der groteskesten Figuren des Berliner geistigen Lebens' . . . Hellmuth Lange bekam für sein Buch kein Honorar, und die Rechtssituation war so beschaffen, daß Rechtsanwälte einen Prozeß erst gar nicht beginnen wollten. Es dauerte bis zum Jahr 1976, bis der Roman ein zweites Mal, diesmal als Taschenbuch im Heyne-Verlag, München erschien, und zwar unter der Bezeichnung 'Science-Fiction-Classics'. Nun wurde es zwar mehrfach rezensiert, und zwar mit großer Anerkennung, doch beschränkte sich diese Resonanz naturgemäß auf das Science-Fiction-Ghetto; die Kritiker der 'literarischen Literatur' enthielten Hellmuth Lange jene Beachtung, die er spätestens aufgrund dieses Buches verdient hätte."